Laos II
Gestern Abend passierten wir bei gefühlten 40 Grad im Schatten die Grenze zu Kambodscha. Die laotischen Grenzer waren zuerst nicht aufzufinden. Dann ein Blick zu den Fressbuden: Aha.
Sie lachten, spielten ein Ballspiel und tranken kühles Bier. Man nimmt das Leben nicht ganz so ernst, man gab uns den Stempel in unseren Reisepass und wir durften verschwinden. Zudem konnte nur das geübte Auge feststellen, dass es sich hierbei tatsächlich um eine Grenze handelt. Von Zäunen, Stacheldraht und dergleichen fehlt jede Spur.
Ja Laos war in der Tat, wie einen Artikel zuvor bereits erwähnt, ein gelungenes Reiserendevouz für uns. Land und Menschen stellten sich in jeglicher Hinsicht als fabelhaft heraus. Als wir von der Grenze Vietnam/Laos die ersten 30 km in das Land fuhren, erhielten wir bereits eine erste positive Vorahnung. Von dem hohen Grenzpass rollte es sich sehr einfach ins das Tal hinab. Rechts von der Straße floss ein kleiner Fluss. Die Berge zur Linken und Rechten sind üppig mit grünen Sträuchern, Büschen und Bäumen bestückt. Die ersten Dörfer die wir durchfahren vermitteln uns einen komplett anderen Eindruck als wir ihn von Vietnam her kannten. Es ist so ruhig. Die Menschen treten viel bescheidener auf. Das heißt sie winken freundlich, aber nicht überschwänglich. Das heißt man wird nicht von allen Seiten bebrüllt. Das heißt kurzum: Wir fühlen uns echt gut und erwidern ebenso das Gewinke der Kleinen und Großen. Denn Kinder gibt es in Laos auch reichlich. Laos wird wohl kein demographisches Problem, wie es Deutschland einst prophezeit ist, bevorstehen, da hier Familien mit 10 Kindern auf dem Land keine Ausnahme sind.
Lak Sao ist die erste größere Stadt die wir rund 40 km hinter der Grenze erreichen. Hier bleiben wir zwei Tage und leihen uns Motorroller aus, mit denen wir am kommenden Tag die Gegend erkunden. Danach fuhren wir zwei Tage immer in der Nähe des riesigen Flusses Mekong gen Süden. So manche Stunden sind wir dabei bei völliger Dunkelheit gefahren, da die Sonne 18 Uhr vollkommen verschwunden ist. Einen Abend zelteten wir auf dem Gelände einer Polizeistation. Auch hier musste man erst wissen, dass es sich um eine Polizeistation handelte, da es äußerlich nicht als solche erkennbar war. Eine kleine Bretterbude und ein paar Männer lungerten hier herum. Einer schlief auf einer Holzpritsche, eine alte Kalaschnikow neben sich liegend. Morgens wachen wir von Kinderstimmen auf. Als wenn sich ganze Schulklassen vor unserem Zelt gesammelt hätten und gespannt auf das Antlitz der Zeltinsassen warten. Die Kinder sind völlig außer sich, als sie uns erblicken. Unsere Bärte kommen weiterhin gut an !
Kurz nachdem wir von hier aus weiterfuhren, sahen wir wie Menschen den Boden neben der Straße mit Metalldetektoren abgingen und Holzpfähle in die Erde steckten. Kampfmittelräumung.
Am Abend erreichten wir fernab jeglicher Hauptstraßen über sandige Pisten ein kleines Nest. Der Mann vom Verkaufsstand sprach ein wenig Englisch und wir dürfen hier die Nacht bei ihm und seiner Frau verbringen. Er bietet uns einen Schlafplatz auf ein paar Holzbrettern draußen an, überdacht von einer Bambuskonstruktion mit Reishalmen als Regenschutz. Die beiden schlafen drinnen im Laden (Bretterbude). Morgens, bereits 5 Uhr krähen die Hähne aus diesem und benachbarten Dörfern und machen uns ein Weiterschlafen unmöglich, gibt es zum Frühstück Kröteneintopf oder Suppe, wie man es auch nennen mag. Drei Kröten, gefangen auf den Reisfeldern hinter dem Haus, wurden zerkleinert, in heißes Wasser getan und sind nun servierbereit. Die Warzenhaut hat man drannen gelassen und darf gerne mitgegessen werden. Krötenkopf, Krötenhände und Innereien, alles fand sich in dieser Schale wieder. Ein wenig appetitsamer Anblick. Das Krötenfleisch an sich schmeckt gut, ähnlich wie gekochter Fisch – jedoch das optische Bild… .
Wir wollen nach Tumlan fahren, ein Ort 70 km weiter südlich gelegen. Die Straßenverhältnisse dorthin sind laut Karte ungewiss. Im Nachhinein darf hier nicht einmal das Wort Straße in den Mund genommen werden, da wir unwegsamstes Urwaldgelände durchfuhren ohne auch nur einen Hauch von Zivilisations zu fühlen.
Wir starten morgens also gegen 7:30. Am Anfang war es noch lustig, spannend, abenteuerlich und vor allem faszinierend in solch einem Gelände langzuradeln. Die Wege versanden zunehmend, sodass wir die Räder oft schieben müssen. Ab und zu steht mal eine kleine Holzhütte laotischer Bauart mitten im Nirgendwo. Der Weg ist schmal, oft nicht breiter als 1,5 Meter und gabelt sich oft. Wir können von Glück reden, das uns doch ab und zu ein Mensch entgegenkam, den wir nach dem richtigen Weg fragen konnten, sonst hätten wir uns sicherlich verirrt, denn unser GPS-Empfänger besitzt keine eingezeichnete Route für dieses Terrain. Nach etwa drei Stunden der Fahrt durchqueren wir nur noch Dschungel. Kleine Bachläufe gilt es zu durchschieben. An die 15 Stück an diesem Tag. Wir verlieren allmählig unsere Kräefte und auch die gute Laune schwindet, da das ganze keine Ende zu nehmen scheint. Gerade diese Bachüberquerungen rauben uns die meiste Kraft. Der rote Boden ist hier lehmig, und verschlammt. Nur mit Mühe schafft man es sich selbst und das Rad hochzuschieben. Ab und zu sehe ich wie in Kopfhöhe riesige Spinnennetze hängen. Die Spinnen denen diese gehören sind Untertassengroße und haben eine abstoßende Zeichnung mit grellen Farben auf ihren Hinterleib.
Unsere Räder sind zu guter Letzt total verschlammt. Wir fluchen und haben bald hierzu keine Kraft mehr und fahren die letzten 30 km fast schweigend. Der letzte Schluck Wasser wurde ebenso getrunken, ein Glück, dass wir bald darauf mitten im Wald auf eine Hütte mit zwei Einheimischen stießen, von denen wir Regen- oder sei es Flusswasser bekamen.
Nach 7 Stunden haben wir es endlich geschafft und der Dschungelweg führt auf eine halbwegs befestigte, rote staubige Landstraße. Ich bin total erschöpft und von Muskelkrämpfen in den Beinen und Oberkörper (Rücken, Arme, Hände) geplagt, sodass ich mich einmal von meinem Rad schmeißen muss. Wie ein Krebs, den man ein Bein ausrupft, habe ich mich dann im roten Straßensand gewälzt, da die Krämpfe mir horrende Schmerzen bereiteten und nicht verwanden. Ich fand dann schließlich eine Körperhaltung, wo ich nicht krampfte und verweilte so etwa 10 Minuten. Etwas weiter stand ein Mann, der mich dabei beobachtete, er lachte, fand das witzig, wie ich mich wie ein Krebs im Sand drehte und holte gleich seinen Kumpel heran zum zugucken.
Dieser Tag war für uns beide die pure Erschöpfung, wie sie noch nie auf dieser Tour dagewesen war.
Wir sind seit gestern Abend in Kambodscha und treffen uns in Ende Oktober Phnom Pheng mit einem Kumpel und Studienkollegen, dem Nico. Zu dritt wollen wir dann Kambodscha bereisen.
Uns geht es gut. Wir wollen noch Krokrodil, Fledermaus, Ratte und Spinne essen, da dass hier wohl möglich ist.
Liebe Grüße
Alex und Arne
1. November 2012 um 23:43
Hi . Alex and Arne,
you are great. I did not understand very well your posts, but I’ve seen how far you are…with your planned trip and dreams.
Hope for the best for you,
Silvia Luca
7. November 2012 um 14:28
Alter Schwede …ohne Worte
7. November 2012 um 23:54
Ihr Helden,
eure Leser freuen sich auf weitere Berichte, oder seit Ihr im kambodschanischen Sumpf untergetaucht 🙂 ????