Heiter immer weiter https://heiter-immer-weiter.de Mit dem Rad von der Ostsee an den Pazifik Wed, 30 May 2018 11:57:43 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.7.10 Guten Rutsch ! https://heiter-immer-weiter.de/2012/12/31/guten-rutsch/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/12/31/guten-rutsch/#comments Mon, 31 Dec 2012 17:33:02 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2298 Hallo ihr Lieben !

5 1/2 Stunden zaehlt das Jahr 2012 noch.  Ich moechte diesen „magischen“ Augenblick noch einmal kurz dazu nutzen um unseren Familien, Freunden und Bekannten und den lieben Mitlesern einen guten Rutsch mit auf den Weg zu geben.
2013 wirds dann auch einen Abschlussbericht geben. Ganz bestimmt.

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Home Sweet Home! https://heiter-immer-weiter.de/2012/12/13/home-sweet-home/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/12/13/home-sweet-home/#comments Thu, 13 Dec 2012 12:32:32 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2294 Weiterlesen →]]> Liebe Leser,Freunde,Familie und alle die uns sonst noch auf unserer Reise begleitet haben,

am Montag haben wir ziemlich erschoepft aber uebergluecklich das erste mal wieder deutschen Boden unter den Fuessen gehabt und wurden von einer begeisterten Menge empfangen. Wir freuen uns sehr wieder im winterlichen Deutschland zu seinen. Viel hat sich fuer uns gefuehlt nicht veraendert, als ob man nur eine Nacht weg war.

Nun heist es erstmal alle zu begruessen und danach wirklich anzukommen.

Mit besten Gruessen!

Alex und Arne

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Thailand https://heiter-immer-weiter.de/2012/11/10/thailand/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/11/10/thailand/#comments Sat, 10 Nov 2012 09:33:25 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2291 Weiterlesen →]]> Hallo.

Alles hat ein Ende, auch unsere Reise hat eins.
Thailand ist unser letztes Reiseland, wo wir seit gestern sind.
 Heute am 10.11.2012 bleiben uns noch genau
30 Tage.
 Die Raeder stellen wir kuenftig in die Ecke,dass heisst, wir lassen diese in Bangkok und
reisen mit den Oeffentlichen oder zu Fuss weiter.
Einen umfassenden Abschlussbericht, der auch Eindruecke von Kambodscha beinhaltet,
erfolgt noch definitiv.
Vielleicht ist es noch gut zu wissen, dass es uns sehr gut geht, wir uns aber auch wieder
auf Deutschland, unsere Heimat, freuen. Wenn es nach mir ginge, kann Deutschland
bei unserer Rueckkehr unter einer dicken Schneedecke liegen.
Heute Abend essen wir Skorpion.

Es gruessen Alex und Arne

P.S. Wir wuenschen unseren Rostockern Leuten einen wunderbaren Medizinerfasching ! Auch wenn es ohne uns nicht ganz so lustig sein wird. 😉

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Laos II https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/23/laos-2/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/23/laos-2/#comments Tue, 23 Oct 2012 09:07:43 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2204 Weiterlesen →]]> Gestern Abend passierten wir bei gefühlten 40 Grad im Schatten die Grenze zu Kambodscha. Die laotischen Grenzer waren zuerst nicht aufzufinden. Dann ein Blick zu den Fressbuden: Aha.

Sie lachten, spielten ein Ballspiel und tranken kühles Bier. Man nimmt das Leben nicht ganz so ernst, man gab uns den Stempel in unseren Reisepass und wir durften verschwinden. Zudem konnte nur das geübte Auge feststellen, dass es sich hierbei tatsächlich um eine Grenze handelt. Von Zäunen, Stacheldraht und dergleichen fehlt jede Spur.

Ja Laos war in der Tat, wie einen Artikel zuvor bereits erwähnt, ein gelungenes Reiserendevouz für uns. Land und Menschen stellten sich in jeglicher Hinsicht als fabelhaft heraus. Als wir von der Grenze Vietnam/Laos die ersten 30 km in das Land fuhren, erhielten wir bereits eine erste positive Vorahnung. Von dem hohen Grenzpass rollte es sich sehr einfach ins das Tal hinab. Rechts von der Straße floss ein kleiner Fluss. Die Berge zur Linken und Rechten sind üppig mit grünen Sträuchern, Büschen und Bäumen bestückt. Die ersten Dörfer die wir durchfahren vermitteln uns einen komplett anderen Eindruck als wir ihn von Vietnam her kannten. Es ist so ruhig. Die Menschen treten viel bescheidener auf. Das heißt sie winken freundlich, aber nicht überschwänglich. Das heißt man wird nicht von allen Seiten bebrüllt. Das heißt kurzum: Wir fühlen uns echt gut und erwidern ebenso das Gewinke der Kleinen und Großen. Denn Kinder gibt es in Laos auch reichlich. Laos wird wohl kein demographisches Problem, wie es Deutschland einst prophezeit ist, bevorstehen, da hier Familien mit 10 Kindern auf dem Land keine Ausnahme sind.

Lak Sao ist die erste größere Stadt die wir rund 40 km hinter der Grenze erreichen. Hier bleiben wir zwei Tage und leihen uns Motorroller aus, mit denen wir am kommenden Tag die Gegend erkunden. Danach fuhren wir zwei Tage immer in der Nähe des riesigen Flusses Mekong gen Süden. So manche Stunden sind wir dabei bei völliger Dunkelheit gefahren, da die Sonne 18 Uhr vollkommen verschwunden ist. Einen Abend zelteten wir auf dem Gelände einer Polizeistation. Auch hier musste man erst wissen, dass es sich um eine Polizeistation handelte, da es äußerlich nicht als solche erkennbar war. Eine kleine Bretterbude und ein paar Männer lungerten hier herum. Einer schlief auf einer Holzpritsche, eine alte  Kalaschnikow neben sich liegend. Morgens wachen wir von Kinderstimmen auf. Als wenn sich ganze Schulklassen vor unserem Zelt gesammelt hätten und gespannt auf das Antlitz der Zeltinsassen warten. Die Kinder sind völlig außer sich, als sie uns erblicken. Unsere Bärte kommen weiterhin gut an !

Kurz nachdem wir von hier aus weiterfuhren, sahen wir wie Menschen den Boden neben der Straße mit Metalldetektoren abgingen und Holzpfähle in die Erde steckten. Kampfmittelräumung.

Am Abend erreichten wir fernab jeglicher Hauptstraßen über sandige Pisten ein kleines Nest. Der Mann vom Verkaufsstand sprach ein wenig Englisch und wir dürfen hier die Nacht bei ihm und seiner Frau verbringen. Er bietet uns einen Schlafplatz auf ein paar Holzbrettern draußen an, überdacht von einer Bambuskonstruktion mit Reishalmen als Regenschutz. Die beiden schlafen drinnen im Laden (Bretterbude). Morgens, bereits 5 Uhr krähen die Hähne aus diesem und benachbarten Dörfern und machen uns ein Weiterschlafen unmöglich, gibt es zum Frühstück Kröteneintopf oder Suppe, wie man es auch nennen mag. Drei Kröten, gefangen auf den Reisfeldern hinter dem Haus, wurden zerkleinert, in heißes Wasser getan und sind nun servierbereit. Die Warzenhaut hat man drannen gelassen und darf gerne mitgegessen werden. Krötenkopf, Krötenhände und Innereien, alles fand sich in dieser Schale wieder. Ein wenig appetitsamer Anblick. Das Krötenfleisch an sich schmeckt gut, ähnlich wie gekochter Fisch – jedoch das optische Bild… .

Wir wollen nach Tumlan fahren, ein Ort 70 km weiter südlich gelegen. Die Straßenverhältnisse dorthin sind laut Karte ungewiss. Im Nachhinein darf hier nicht einmal das Wort Straße in den Mund genommen werden, da wir unwegsamstes Urwaldgelände durchfuhren ohne auch nur einen Hauch von Zivilisations zu fühlen.

Wir starten morgens also gegen 7:30. Am Anfang war es noch lustig, spannend, abenteuerlich und vor allem faszinierend in solch einem Gelände langzuradeln. Die Wege versanden zunehmend, sodass wir die Räder oft schieben müssen. Ab und zu steht mal eine kleine Holzhütte laotischer Bauart mitten im Nirgendwo. Der Weg ist schmal, oft nicht breiter als 1,5 Meter und gabelt sich oft. Wir können von Glück reden, das uns doch ab und zu ein Mensch entgegenkam, den wir nach dem richtigen Weg fragen konnten, sonst hätten wir uns sicherlich verirrt, denn unser GPS-Empfänger besitzt keine eingezeichnete Route für dieses Terrain. Nach etwa drei Stunden der Fahrt durchqueren wir nur noch Dschungel. Kleine Bachläufe gilt es zu durchschieben. An die 15 Stück an diesem Tag. Wir verlieren allmählig unsere Kräefte und auch die gute Laune schwindet, da das ganze keine Ende zu nehmen scheint. Gerade diese Bachüberquerungen rauben uns die meiste Kraft. Der rote Boden ist hier lehmig, und verschlammt. Nur mit Mühe schafft man es sich selbst und das Rad hochzuschieben. Ab und zu sehe ich wie in Kopfhöhe riesige Spinnennetze hängen. Die Spinnen denen diese gehören sind Untertassengroße und haben eine abstoßende Zeichnung mit grellen Farben auf ihren Hinterleib.

Unsere Räder sind zu guter Letzt total verschlammt. Wir fluchen und haben bald hierzu keine Kraft mehr und fahren die letzten 30 km fast schweigend. Der letzte Schluck Wasser wurde ebenso getrunken, ein Glück, dass wir bald darauf mitten im Wald auf eine Hütte mit zwei Einheimischen stießen, von denen wir Regen- oder sei es Flusswasser bekamen.

Nach 7 Stunden haben wir es endlich geschafft und der Dschungelweg führt auf eine halbwegs befestigte, rote staubige Landstraße.  Ich bin total erschöpft und von Muskelkrämpfen in den Beinen und Oberkörper (Rücken, Arme, Hände) geplagt, sodass ich mich einmal von meinem Rad schmeißen muss. Wie ein Krebs, den man ein Bein ausrupft, habe ich mich dann im roten Straßensand gewälzt, da die Krämpfe mir horrende Schmerzen bereiteten und nicht verwanden. Ich fand dann schließlich eine Körperhaltung, wo ich nicht krampfte und verweilte so etwa 10 Minuten. Etwas weiter stand ein Mann, der mich dabei beobachtete, er lachte, fand das witzig, wie ich mich wie ein Krebs im Sand drehte und holte gleich seinen Kumpel heran zum zugucken.

Dieser Tag war für uns beide die pure Erschöpfung, wie sie noch nie auf dieser Tour dagewesen war.

Wir sind seit gestern Abend in Kambodscha und treffen uns in Ende Oktober Phnom Pheng mit einem Kumpel und Studienkollegen, dem Nico. Zu dritt wollen wir dann Kambodscha bereisen.

Uns geht es gut. Wir wollen noch Krokrodil, Fledermaus, Ratte und Spinne essen, da dass hier wohl möglich ist.

Liebe Grüße
Alex und Arne

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Laos https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/16/laos/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/16/laos/#comments Tue, 16 Oct 2012 14:56:46 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2142 Weiterlesen →]]> Wir sind gerade in Thakhek, einer Stadt am Mekong. Das was wir in den vier Tagen bisher gesehen und erlebt haben, zeigt uns, dass es die richtige Entscheidung war, Vietnam zügig zu verlassen.  Die Menschen sind sehr hilfsbereit, sehr freundlich, sind aber nicht aufdringlich. Die Flora und Fauna setzt uns jeden Tag auf das Neue ins Staunen. Man fährt täglich auf einer Straße die durch den Djungel führt. Es ist jeden Tag hochsommerlich warm/heiß. Ausführlicher bald…. . 😉

Wir trafen gestern ein Bombenentschärfungsteam. War sehr interessant sich mit ihnen zu unterhalten. Sie zeigten uns Bilder von ihrer Arbeit. Laos wurde während des Vietnamkrieges massiv von US-Truppen bombardiert und gehört heute zu den am stärksten von Blindgängern verseuchten Ländern der Erde. Hier ein Link zu einer vierteiligen  englischsprachigen Dokumentation. http://www.youtube.com/watch?v=R13RuM_mstA   oder bei youtube unter „Bomb harvest“ zu finden.

Wir sind gerade in Thakhek, einer Stadt am Mekong. Das was wir in den vier Tagen bisher gesehen und erlebt haben, zeigt uns, dass es die richtige Entscheidung war, Vietnam zuegig zu verlassen.  Die Menschen sind sehr hilfsbereit, sehr freundlich, sind aber nicht aufdringlich. Die Flora und Fauna setzt uns jeden Tag auf das Neue ins Staunen. Man faehrt taeglich auf einer Strasse die durch den Djungel fuehrt. Es ist jeden Tag hochsommerlich warm/heiss. Ausfuehrlicher bald…. . 😉 Wir trafen gestern ein Bombenentschaerfungsteam. War sehr interessant sich mit ihnen zu unterhalten. Sie zeigten uns Bilder von ihrer Arbeit. Laos wurde waehrend des Vietnamkrieges massiv von US-Truppen bombardiert und gehoert heute zu den am staerksten von Blindgaengern verseuchten Laender der Erde. Hier ein Link zu einer vierteiligen  englischsprachigen Dokumentation. http://www.youtube.com/watch?v=R13RuM_mstA   oder bei youtube unter „Bomb harvest“ zu finden.

Wir sind gerade in Thakhek, einer Stadt am Mekong. Das was wir in den vier Tagen bisher gesehen und erlebt haben, zeigt uns, dass es die richtige Entscheidung war, Vietnam zuegig zu verlassen.  Die Menschen sind sehr hilfsbereit, sehr freundlich, sind aber nicht aufdringlich. Die Flora und Fauna setzt uns jeden Tag auf das Neue ins Staunen. Man faehrt taeglich auf einer Strasse die durch den Djungel fuehrt. Es ist jeden Tag hochsommerlich warm/heiss. Ausfuehrlicher bald…. . 😉 Wir trafen gestern ein Bombenentschaerfungsteam. War sehr interessant sich mit ihnen zu unterhalten. Sie zeigten uns Bilder von ihrer Arbeit. Laos wurde waehrend des Vietnamkrieges massiv von US-Truppen bombardiert und gehoert heute zu den am staerksten von Blindgaengern verseuchten Laender der Erde. Hier ein Link zu einer vierteiligen  englischsprachigen Dokumentation. http://www.youtube.com/watch?v=R13RuM_mstA   oder bei youtube unter „Bomb harvest“ zu finden.

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Das war Vietnam https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/11/vietnam/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/11/vietnam/#comments Thu, 11 Oct 2012 14:21:12 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2090 Weiterlesen →]]> Halloele.

Wie besagt, es war Zeit Hanoi zu verlassen. Den letzten Abend hat uns ein gehörloser Mopedfahrer nach Hause gefahren, kam mir ziemlich gefährlich vor, wie der mit uns dreien einfach so, ohne nach links oder rechts zu schauen, über die Kreuzungen gefahren ist. Von Hanoi sind wir mit einem Landbus nach Ha Long gefahren. Wir können von Glück reden, dass die Frau vom Busticketschalter ein paar Brocken Englisch beherrschte, sonst würden wir wahrscheinlich immer noch auf einen Bus warten. Der Busfahrer kassierte dann einfach mal den doppelten ursprünglich vereinbarten Preis von uns ab. War der Meinung unsere Räder kosten extra.

Ha Long ist eine Gegend wo Mutter Natur tausende Felsinseln im Meer geschaffen hat. Die Stadt Ha Long war eine typische Tourisammelzelle und ödete uns weitestgehend an. Als wir aus dem Bus stiegen, unsere Räder waren immer noch in den Kartons verpackt, ich kam mir an diesem und folgenden Tagen vor, wie dieser eine Mann, der ein Buch darüber geschrieben hat, wie er mit einem Kühlschrank als Gepäck die Welt (ich glaube es war nicht die ganze) eroberte. Fahrräder verpackt mit sich schleppen ist mühselig. Es regnete  und wir fragten uns tatsächlich, was wir hier verloren hätten.

Wir sind dem Ruf gefolgt, dass die Ha Long Bucht sehenswert sei, aber das was wir sahen überzeugte uns vorerst nicht. Der Strand war unschön, mit Geröll übersät. Ein Hotel nach dem anderen – Abenteuer findet man hier bestimmt keine. Jedoch trafen wir in dem besagten Bus die zwei Deutschen Marcel und Tamara – Geschwister auf Reise, drei vier Jährchen älter als wir. Abends gingen wir ans Meer, „liehen“ uns von einem geschlossenen Cafe Liegestühle aus und lagen so bei einem kühlen Hanoi-Bier vor der Brandung erzählend. Wir schmiedeten den Plan, den nächsten Tag gemeinsam auf die größte aller Insel „Cat Bay“ per Fähre zu fahren, um dort gemeinsam ein oder zwei Tage zu verbringen.

Als wir die Fähre erreichten musste Alex sich wieder um den Ticketpreis streiten. Wieder wollte man mehr Geld von uns haben, als an der Tafel steht. Ein Phänomen was sich die kommenden Tage täglich wiederholt und verschärft. Die Fährfahrt zu der großen Insel ließ sich sehen. Vorbei an steil hinabfallenden mal großen, mal kleinen mit sattem Grün bewachsenen Inseln, fuhren wir ca. 45 min nach Cat Bay. Dort organisierten wir uns Plätze in einem kleinen Bus und fuhren mit diesem bis zur größten Stadt im Süden. Schöne Technomusik des Busfahrers begleitete uns während der Fahrt. Uns kommt die Vegetation bereits tropisch vor. Fremde Pflanzen, die man noch nie gesehen hat, stehen hier zu Hauf. Blätter manchmal so groß wie Menschen schweben hier in der Luft. Ab und zu steigen Schulkinder ein oder wieder aus.

In der Stadt angelangt, fällt es uns nicht schwer ein Hotel zu finden, man wird ja förmlich von den Leuten und ihren Hotelangeboten überfallen. Für 12 Dollar die Nacht quartieren wir uns in einem Hotel mit genialem Blick aufs Meer ein. Für vier Dollar leihen wir uns pro Tag Motorroller aus und erkunden mit denen die Insel. Ein herrliches Gefühl auf diesen zu sitzen – schöne, faule Freiheit. Die zwei Tage auf Cat Bay verbringen wir größtenteils mit Herumfahren. Verkehr gibt es kaum. Am Abend des ersten Tages fuhren wir zum Nationalpark um dort auf eine Aussichtsplattform hochzusteigen. Ca. eine Stunde sind wir vier durch dichten Wald gelatscht und wären dabei beinahe in unserem eigenen Schweiß ertrunken. Ja es ist auch am Abend heiß und feucht. Eigentlich ist man nur am Schwitzen, wenn man sich bewegt.

Verglichen mit dem gemeinen deutschen Wald ist es hier richtig still, wenn mal kein Vogel zwitschert herrscht Vakuumstimmung, absolute Ruhe. Am nächsten Tag, wir wieder auf unseren Rollen, haben wir uns ein ehemaliges Krankenhaus der Nordvietnamesischen Armee angeguckt. In einer großen natürlichen Höhle hat man diesen Krankenhauskomplex, der eher an ein Bunkersystem erinnert, angelegt. Zu viert werden wir von einem Guide durch die Gänge geführt. Als wenn immer noch Blut an den Wänden klebt, kommt es einem vor.

Am Höhlenausgang frage ich den Mann, ob es hier giftige Schlangen gäbe. Er bejahte und zeigt, wenn einen eine Schlange in die Hand beißt, muss man sie abhacken und wegwerfen. Dabei kriegt er einen tierischen Lachanfall, reißt seinen Mund soweit auf, als könnte man locker eine Pampelmuse reinstecken, uns steckt er mit diesem Lachen ebenso an. Wir gehen zu unseren Motorrollen zurück und trinken noch einen vietnamesischen Kaffee. Schwarzer Kaffee mit Eiswürfeln. Dabei tollt die kleine Enkelin des Cafebesitzers zwischen den Stühlen umher. Wir unterhalten uns mit ihm, irgendwann meint er auf das Kind zeigen “Mother HIV, father, HIV, she also HIV”. Wir sind entsetzt. Kaum zu fassen. “Yea they are all living in HIV”. Der Mann meinte eine große Stadt namens Hai Phong, was sich für uns aber wie “HIV” anhörte, wir sind erleichtert und freuen uns wieder mit der kleinen die weiterhin um uns herumwuschelt.

Am Abend schlendern wir in der Stadt auf dem Boulevard entlang und glauben in einem Aquarium eines Restaurants einen Alien gesehen zu haben. Die Tiere die wir sehen, scheinen nicht von diesem Planeten zu sein. Lange Beine, ein grober Panzer, schwimmen sie durch das Wasser. Dieses lebende Fossil wollen Alex und ich unbedingt einmal probieren. In einem anderen Restaurant kaufen wir uns 2 Kg Pfeilschwanzkrebs, so der Name dieses Urgeschöpfes. Vor unseren Augen wird er an Ort und Stelle geschlachtet. Das Blut sieht aus wie Kokusnussmilch und wird uns später als Vorspeise als eine Art Suppe serviert. Der Geschmack ist annehmbar, doch erinnert die Konsistenz an Gehirnmasse die man durch einen Mixer gejagt hat. Danach gibt es das Krebsfleisch, was sehr , sehr eigen schmeckt. Am Tisch sitzen noch ein Norweger und eine Irin. Nur Alex und ich sind am essen, die anderen am Probieren oder enthalten sich. Aber zugegeben, selbst uns beiden Allesfressern hat es nicht besonders geschmeckt. Große Kakerlaken sind auch zugegen, zwischenzeitlich nimmt eine Platz auf meinem linken Knie. Am Abend lassen wir uns zusammen mit anderen Touristen aus aller Welt am Hafenufer nieder.

Am nächsten Tag wollen wir die Insel verlassen um endlich mal wieder zu radeln. Hierzu haben wir uns einen Platz in einem Bus gebucht, der die Insel per Fährschiff gen Hai Phong verlässt. Das Ticket ist relativ teuer und als wir unsere Sachen in den Kleinbus verfrachten, meinte der Busfahrer, dass wir nicht mitfahren könnten, das unsere Räder zu groß seien. Okay. Wenn wir nicht mitfahren, dann wollen wir aber unser Geld wieder haben. Die Frau vom Ticketschalter ist jedoch der Meinung, dass eine Rückgabe der Fahrscheine aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht mehr möglich sei. Mir platzt der Kragen – und nachdem ich mich ein wenig ausgetobt habe, können wir tatsächlich wieder die Tickets zurückgeben und kriegen das Geld wieder.

Schließlich fährt vom Hafen, welcher direkt vor der Hoteltür liegt, eine Schnellfähre nach Hai Phong. Wir schleppen unser Gepäck und Räder dorthin und warten auf das Schiff. Beim Verladen unseres Gepäcks will man wieder Extrageld haben, obwohl ausschließlich Alex und ich dieses verfrachtet haben. Wir sind gereizt. Die Überfahrt dauert nicht lange. Beim Entladen der Räder wollen einige anwesende Herren wieder Geld haben. Unfassbar. Wir lassen uns von einem Taxi zum zentralen Busparkplatz fahren, von wo aus wir einen Bus ins Landesinnere nehmen. Auch der Busfahrer veranschlagt mehr Geld, als auf der Preistafel steht. Dieses ständige Mehrgeldhabenwollen zieht sich wie ein roter Faden durch die kommenden Tage und ist mit ein Grund warum wir Vietnam zügig verlassen haben.

Nach ca. 3 Stunden der Busfahrt werden wir in einer Stadt namens Ninh Binh ausgeladen. Unterwegs sehen wir kaum Wald, dafür Reisfelder so weit das Auge reicht. Es ist heiß draußen. Endlich bauen wir unsere Räder auf dem Busparkplatz zusammen. Der Schweiß rinnt uns beiden in Strömen nieder. Die gesamte Zeit über hockt ein Vietnamese hinter uns, beobachtet uns und zieht dabei seine Spucke hoch, was uns spätestens nach 10 Minuten gewaltig nervt, da wir gut 1,5 Stunden mit den Radzusammenbau beschäftigt waren. Eine alte Frau kommt mit einer Müllkarre vorbei und freut sich riesig, von uns die leeren Radkartons zu bekommen.

Wir fahren los. Viele LKWs und Motorroller sind auf der Straße unterwegs. Obwohl wir schon über 100 km von Hanoi entfernt sind, scheinen wir dessen dicht bevölkerten Speckgürtel noch nicht verlassen zu haben. Unterwegs fahren wir an einen der zahlreichen Werkstattläden ran um unsere Räder mit dem Kompressor aufzupumpen. Der Mann gibt sich freundlich und hilft uns. Doch als er mit dem letzten Reifen fertig war, fordert er Geld. Für jedes Rad will er 50000 VND haben. Ich lache, zeige mich nicht einverstanden und biete ihm 5000 an, welche er ablehnt. Also gut denke ich mir, wenn er kein Geld haben will, fahre ich eben weiter. Jedoch bemerke ich nicht, dass danach der Mann zu Alex rannte, ihn festhielt, ihn anschrie und versuchte bei Alex die Luft aus den Reifen zu lassen. Alex meinte später die Situation wäre beinahe eskaliert, bis er ihm schließlich die 50000 VND gab. In keinem anderen Land dieser Welt musste ich jemals für Reifenaufpumpen Geld bezahlen. Wir sind sehr enttäuscht und erbittert darüber.

Auf einer großen Hauptverkehrsstraße fahren wir gen Tam Diep. LKWs rollen in Kolonnen ans uns vorbei, als wenn es eine Armeefront zu versorgen gilt. Viel Staub hängt in der Luft. Und zum ersten Mal erleben wir die teuflische Huperei der vietnamesichen LKWs. Die Hupen sind hier viel, viel lauter als in Deutschland.  Es ist so, als wenn einem ein Elefant sein Rüssel ans Ohr legt und einem dabei das hohe C in den Gehörgang bläst. Das ist grauenvoll laut. Wir leiden förmlich unter diesem Lärmpegel, da die LKW-Fahrer aus nicht erkennbaren Gründen die Hupe betätigen. Diese Huperei war auch ein Grund Vietnam schnell zu verlassen.

Wir finden Abends in Tham Diep ein billiges Hotel. An zelten ist in dieser Gegend nicht zu denken, man würde kein Stilles Plätzchen finden, überall Menschen. In einer öffentlichen Küche, wie es für Vietnam typisch ist, setzen wir uns hin und bestellen uns ein Essen. Am Nachbartisch sitzen zwei junge Männer. Einer von ihnen ist Polizist und kann ein wenig Englisch sprechen. Wir führen zunächst ein gutes Gespräch, doch irgendwann fragt er uns, ob er mal deutsches Geld sehen kann. Ich denke mir nichts Böses und zeige ihm einen 10 Euroschein. Der Schein wird interessiert betrachtet und wechselt, mehrfach den Betrachter, da mehr Männer hinzugekommen sind. Nach 10 Minuten, der 10 Euroschein ist längst nicht mehr zu sehen, frage ich den Polizisten, wo denn mein Geld sei. Er lacht, öffnet seine Geldbörse und gibt mir den Schein zurück. Hätte ich nichts gesagt, hätte er das Geld selbstverständlich eingesteckt. Schamgefühl konnte man keines bei ihm erkennen. Wir bestellen noch eine Nachspeise. Es ist frisches Entenblut mit Kräutern und Erdnüssen, schmeckt gut.

Am nächsten Tag verlassen wir die Hauptverkehrsstraße und fahren über die Dörfer weiter. Zum ersten Mal seit langem ist es wieder einigermaßen ruhig. Schulkinder in weißen Hemden auf Fahrräder kommen uns entgegen, sie winken, wir winken und rufen “Hallo”, sie sind völlig aus dem Häuschen. Nachdem wir durch ein paar kleine Ortschaften gefahren sind, fängt es an zu regnen. Der Himmel ist grau, aber es bleibt trotzdem warm. Die Regenumhänge, die wir uns für 1,50 Euro am Straßenrand kauften, sind bei dieser Hitze , wenn man Rad fährt völlig nutzlos.

Am späten Nachmittag erreichen wir Vinh Loc, ein kleines  Kaff. Aber trotzdem beherbergt es ein UNESCO Weltkulturerbe. Das könnte man sich schonmal angucken, denken wir uns. Auf dem Weg dorthin fahren wir an zahlreichen kleinen Läden vorbei, hier wird Elektrokram verkauft, dort bietet man Früchte an, in einer Garage sitzen ca. 20 Frauen an Nähmaschinen und stellen rote und gelbe Kinderjacken her, gleich neben an sitzen Männer und rauchen ihren Tabak aus Bambusrohren (Eine sonderbare Art, wie die Männer überall in Vietnam Tabak rauchen. Sie stopfen sich den Pfeiffenkopf, der auf dem Bambusrohr sitzt, ähnlich einer Bong, nehmen zwei große Züge, stoßen dann den Tabak raus indem sie in das Rohr kurz blasen und atmen dann kräftig ein, sodass ein schrilles Pfeifgeräusch entsteht. Ich habe das einmal ausprobiert, es ist sehr stark und unangenehm. Ein Australier ist neben mir einmal vom Stuhl gefallen, als er vom Bambusrohr rauchte.). Beim Weltkulturerbe angelangt, eine frühere Zitadelle aus der Ho-Dynastie (wer damit was anfangen kann), besuchten wir einen Museumsraum. Eine Vietnamesin kam zu uns, “May I help you? I am a englishguide”. Wir haben uns gefreut, dass jemand Englisch spricht und sagten natürlich “Yes, you can help us”. Sie fing dann vor einem Miniaturmodel der Zitadelle einen Vortrag an. Nach gefühlten zehn Sekunden starrten Alex und ich uns an, wir verstanden kein Wort, mussten aber weiterhin ‘gespannt’ zuhören. Alex, der einen Apfel aß, biss sich am Apfel fest um nicht zu lachen, ich musste mir die Lippen zusammenpressen. Wir verstanden von ihrem Englisch nicht mal ein Viertel, bedankten uns aber sehr für den Vortrag. Wir verließen zugleich auch das Museum und verabschiedeten uns von unserem Englischguide, als sie beim Sprechen den Mund  öffnete, landete eine dicke schwarze Fliege auf ihren linken Schneidezahn – was musste ich darüber lachen.

Wir fuhren in den Ort zurück und besorgten uns eine billige Unterkunft in einem Hotel. Hier  fiel uns zum ersten Mal auf, dass man in diesem Hotel, wie in anderen auch, die Zimmer auch nur stundenweise mieten kann – als dann abends die ersten Männer in jeweils ein Zimmer gingen und später wieder dieses verließen, wussten wir auch warum. Abends aßen wir wieder Suppe mit Bambussprossen, Fleischstücken und Reisnudeln, natürlich alles mit Stäbchen. Am nächsten Tag führte uns die Straße an vielen kleinen Flüssen oder Kanälen entlang. Wasserbüffel stehen auf den Reisfelder. Diese Tiere können sich hier scheinbar vollkommen frei bewegen. 

Wir wollen nach Yen Cat über kleine Straßen fahren. Unserem GPS-Gerät fehlt aber zum ersten Mal Kartenmaterial auf dieser Reise, sodass wir auf die Hilfe der Menschen angewiesen sind. Eine Handkarte auf Vietnamesisch haben wir ja dabei, es dürfte also nicht allzu schwierig werden, nach der korrekten Richtung zu fragen. Denkste… ! Es war der reinste Akt die Menschen nach den Weg zu fragen. Dies hat uns beinahe zur Verzweiflung getrieben. 95 % der Menschen die wir in Vietnam mit unserer Karte nach den Weg fragten, waren nicht in der Lage uns eine Richtung per Handzeichen anzugeben. Entweder standen sie da, zuckten die Schultern, kannten den Ort nicht, obwohl es auf Vietnamesich geschrieben stand, oft wussten sie selber nicht wo sie auf der Karte waren…und dergleichen. Sowas haben wir noch nie erlebt und es ist mir heute auch noch unbegreiflich, warum wir auf so viel Nichtwissen was die Kartenproblematik betrifft, stießen. Selbst in der Mongolei konnten uns die Normaden mehr Auskunft erteilen. Wie an diesem Tag, stellte sich oft heraus, dass der Weg, wenn uns seiner gezeigt wurde, der falsche war.

Wie gesagt, vorbei an kleinen Flüssen und Reisfeldern und Menschen die einem “Hello” zurufen, fanden wir eine Brücke die über einen größeren Fluss ging. Das Flusswasser war schlammbraun. Bis heute habe ich noch kein Fließgewässer mit einigermaßen klarem Wasser gesehen, was ja keine Verschmutzung sondern nur aufgewühltes Sediment ist. Wir erreichten einen größeren Ort. Gebäude die sich im Bau befinden, sind statt mit Metall mit Bambusgestänge eingerüstet.  Eine Frau die uns zwei Äpfel und Wasser verkauft, denn es ist sehr warm, spricht ein paar Brocken Deutsch. Sie hat in den 80’er Jahren in Berlin gelebt. In Hanoi trafen wir einen Anaesthesisten der 1987 in Rostock studiert hat.

In diesem Ort halten wir vier Mal an, um die Menschen nach dem Weg zu fragen.  Teilweise zeigten die Leute  unterschiedliche Richtungen an, wir vertrauen schließlich einem Taxifahrer…eine Stunde später sehen wir, dass wir einen großen Umweg fahren. Wir sind wieder einmal verärgert darüber. Viel Verkehr drängelt sich über diese kleine Straße. Es gibt zwar allerhand interessante Sachen zu sehen, so dreschen die Menschen ihren Reis vor ihrer Haustür, um ihn dann auf der Straße zum Trocknen auszubreiten, jedoch können wir das nicht genießen, noch uns darauf konzentrieren. Wir sind einfach nur genervt. Genervt von der nimmer enden wollenden Huperei der LKWs, von der falschen Wegangabe, von den unzähligen “Hello”s der vielen Menschen ca. 300 an diesem Tag. Es klingt an dieser Stelle vielleicht so, dass wir das “Hello” nicht schätzen, aber das stimmt nicht. Wenn wir dem “Hello” unser “Hello” zurückrufen, kommt in der Regel wieder ein “Hello” zurück. Man könnte ganze Gespräche nur mit diesem einen Wort “Hello” hier führen. Es kommt uns so vor, als sei dies das einzige englische Wort der Menschen hier. Manche sehen uns von weiten, fangen an zu kreischen, laufen zur Straße um uns dann mit “Hello” anzubrüllen. Dieses “Hello” muss unbedingt raus, manche sind richtig angespannt und es geht ihnen erst gut, wenn sie uns “ohh Hello” zurufen.  Dieses “Hello” ist schon wie ein Automatismus und gar nicht ehrlich gemeint. 300 solcher “Hello”s am Tag gehen an die Substanz…man mag es kaum glauben.

Zum späten Nachmittag ändert sich die Landschaft, es wird grüner, die Reisfelder verschwinden, Palmen und Bäume stattdessen. Weniger LKWs, weniger Menschen und somit “Hello”s auf der Straße. Alex hat einen Platten, welcher schnell repariert ist. Ein paar neugierige Kinder stehen umher, ein paar Motorroller halten an um zu gucken, aber sie nerven nicht, zum Glück, denn wir sind innerlich schon auf Anschlag gespannt. Alex hat es an diesem Nachmittag treffend formuliert: “Es ist zwar schön hier, aber ich kann es nicht genießen.” Wer weiß, vielleicht wird es jetzt tatsächlich ruhiger. Ein Blick auf die Karte verrät, dass wir am morgigen Tag endgültig im ländlichen Teil fernab von der großen Straße sind.

Tatsächlich fahren wir am kommenden Tag ‘so richtig’ über die Dörfer. Die Asphaltstraße wird durch Sand- oder Schotterpiste ersetzt. Die Vegetation ist dicht, tropische Pflanzen. Ab und zu kommt uns ein Motorroller, welcher Gänse, oder gar ein paar Schweine geladen hat, entgegen.  Der Tag fängt echt gut an. Es macht Spaß hier über die Dörfer zu heizen, oder einfach nur auf der Straße mitten im Nirgendwo entlangzufahren.  Die Menschen gucken uns oft erstaunt an und hinterher. Wahrscheinlich kommen hier nicht allzu oft vollbärtige Radfahrer vorbei. Die Kinder sind nahezu jedes Mal begeistert wenn sie uns sehen, laufen uns hinterher, oder fahren uns auf ihren Rädern nach. Jedoch, wir müssen wieder einmal nach den Weg fragen. Als ich vom Rad steige um zu einer Bambushütte mit Bananenblätterdach gehe, wo eine Frau steht, schreit diese und rennt von mir weg, hat sich erschreckt. Ein Mann kommt, ihn frage ich nach dem Weg. Schnell sammeln sich Leute um uns an, alle gucken neugierig und sind freundlich, alle winken, als wir losfuhren. Nach zwei Stunden die bittere Erkenntnis: Der Weg war der falsche. Wir kommen nach ca. 6 Stunden Radfahrt nur 10 km hinter unserem Startpunkt raus.

Wir nehmen in einer Fressbude Platz, Essen Würstchen die in Bananenblätter eingewickelt sind und beschließen, bis zum Abend den nächsten großen Ort zu erreichen. Außerdem beschließen wir, aus Vietnam zu verschwinden. Ursprünglich wollten wir weitaus länger in diesem Land bleiben, aber auch die Fahrten über die ruhigen Dörfer sind kein Balsam für unsere Nerven. Noch nie waren wir auf dieser Radtour dermaßen im Dysstress.

Der nächste Tag bildet den absoluten Stresshöhepunkt. Alex und ich haben uns ab Tagesmitte verloren, sodass wir entschieden uns  zum Abend hin in einem bestimmten Ort zu treffen. Somit verlebte jeder für sich den Tag alleine.  In einem Ort halte ich an um auf die Karte zu gucken. Gegenüber findet in einer Schule gerade der Schulschluss statt und Momente später bin ich von lachenden kleinen Schulkindern  umgeben. Sie folgen mir auf ihren Rädern. Ich mache noch einmal Halt um einen Erwachsenen nach den Weg zu fragen. Er zuckt die Schultern, versteht mich nicht. Plötzlich schaut ein kleines Schulmädchen auf die Karte, findet selber ihren Standort, versteht mich und zeigt mir prompt den richtigen Weg. Ich bin entzückt, kriege vor lauter Verblüffung fast einen Lachanfall, dass mir eine ca. 9 jährige auf der Karte zeigen kann wo es lang geht, was ca. 100 Erwachsene in den letzten 3 Tagen nicht geschafft haben. Am Abend komme ich vor Alex in der Stadt an. Ich bin erschöpft, der Tag war sehr heiß, ca. 100 km hinter mir und ich will einfach nur eine Übernachtungsmöglichkeit haben. In einem Hotel frage ich nach. Der Mann stellte sich einfach nur tappsig an ! Seine kleine Tochter kommt hinzu und übernimmt scheinbar den Laden, der Mann verschwindet. Ich bedeute beiden ich will ein Zimmer, muss aber zuvor wissen wie teuer das ist. Mit den typischen Gesten kam ich hier nicht weiter. Also rief ich einen Vietnamesen an, den wir in Hanoi kennenlernten, er spricht englisch und soll übersetzen. Als ich dem Hotelmann das Handy reiche, guckt er mich komisch an und geht einfach. Ich gebe der kleinen den Hörer, sie schreit einfach nur rein…ich bin sprachlos, gehe raus, sage mir “Ganz ruhig Arne, das wird schon”, fasse mir ein Herz und gehe noch einmal rein und versuche dem Mann mein Handy zu geben. Er versteht mich absolute nicht, was ich von ihm will. Mir ist das unbegreiflich – in diesem Moment springen mir alle Sicherungen raus. Verlasse das Hotel, schlage auf meinen Fahrradsattel ein und schreie. Dann muss ich mich hinhocken. Ich habe mich selten so erlebt. Das ist mir alles zu viel in diesem Land.

Wenig später trifft Alex ein. Ich habe mittlerweile ein anderes Hotel ohne Komplikationen gefunden, die Leute wussten dort was ich meinte und dass man einen Telefonhörer in die Hand nimmt, wenn dieser einem gereicht wird, wussten sie auch. Alex berichtete mir von seiner Fahrt, auch er ist richtig schlimm ausgerastet und musste sich ebenso hinhocken. Als wir uns gegenseitig unsere Ausraster erzählen können wir glücklicherweise drüber lachen, doch eins ist uns klar, maximal einen Tag bleiben wir noch in Vietnam. Wir sind relativ dicht an der Grenze nur noch  80 km sind zu fahren. Da wir erschöpft sind gehen wir früh schlafen und stehen früh auf.

Der letzte Tag verläuft normal. Ich bekomme meine ersten Platten auf dieser Tour. Die letzten 20 km der Straße haben es gewaltig in sich. Steile Berge und Serpentinen sowie ein unendlicher Djungel, soweit das Auge reicht, begrüßen uns. Aus den Gebüschen kommt uns ein seltsames Insektengeräusch entgegen. Als wenn eine Kreissäge im Freilauf arbeitet, hört es sich an. Als es bereits dunkel ist, haben wir die Grenze und den höchsten Punkt des Passes erreicht, unsere Shirts können wir auswringen, so sehr nassgeschwitzt. Leider ist die Grenze bereits geschlossen, wir müssen also hier übernachten. Ein Mann fragt Alex ob wir bei ihm zu Hause (seiner Hütte) übernachten wollen. Liebend gern! Wir dachten wir würden netterweise eingeladen, da unsere Situation ersichtlich war, doch falsch gedacht. Als wir bei der Hütte ankamen wollte der Mann 10 Dollar haben. Unverschämt viel und unverschämt uns erst auf joviale Art einzuladen und den Anschein zu wahren, uns gerne zu helfen. Wir zelteten schließlich die Nacht neben der Leitplanke auf einem 2 m breiten Grasstreifen, dahinter kam Abgrund. Morgens standen wir 6 Uhr auf und passierten 7 Uhr die Grenze, für den Ausreisestempel wollte man noch jeweils einen Dollar haben. Also immer den Notdollar für den Vietnamurlaub sicher verwahren, da man sonst keinen Ausreisestempel erhält.

Wir sind froh in Laos zu sein – und das Schöne ist, unsere Hoffnungen haben sich erfüllt: Laos ist ein wunderbares Land, mit ganz wunderbaren Menschen.

Es finden sich bestimmt viele Schreib- und Ausdrucksfehler. Ich bitte dies zu entschuldigen, es blieb nur Zeit zum Drauflosschreiben.

Liebe Grüße von uns Alex und Arne

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Kurzer Reise- und Speiseplan https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/04/kurzer-reise-und-speiseplan/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/10/04/kurzer-reise-und-speiseplan/#comments Thu, 04 Oct 2012 14:24:20 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2083 Weiterlesen →]]> An unser wertes Lesepublikum, Freunde und Familie.

Vielleicht noch Sätze zur Mongolei:
Die Seegeschichte wird leider nicht mehr beendet, jedenfalls nicht hier im Blog. Grund: Zeitmangel. Aber seid gewiss, es waren noch allerhand schöne Stunden dort, mit Fischessen und unserem eigenen gebackenen Brot. Unser niederländische Gastgeber, bei dem wir die Tage in Ulan Batar verbrachten brachte uns zum Flughafen. Nun hieß es von Sebastian, unserem Schweizer Abschied nehmen.

Wir hoffen inständig, dass ihm goldene Tage bevorstehen und er weiterhin seinen Radtraum unbeschwert radeln kann.

Der internationale Flughafen Ulan Batar ist klein, ich möchte fast sagen „süß“. Wir beide waren zeitweise die
einzigen Menschen die in der Abflughalle warteten. Der Flug mit Korean Airline war paradiesisch. Man war dem Himmel quasi doppelt nahe, einmal durch den Flug per se und der höfischen Bedienung der überaus hübschen Koreanerinnen. Ich glaube selbst wenn man ihnen aus Versehen auf den Fuß tritt, würden sie lächelnd „Thank youuuuuuu“ sagen. Ein Abschiedsfoto gab es auch mit uns. Der internationale Flughafen Seoul ein futuristisches Gebäude und scheinbar keinem einzigen Staubkorn. Dusche, Handtuch, Zahnbürste gab es alles umsonst und man duschte in einer Art Hoteldusche mit Marmorboden. Was für ein Duschereignis nach der Mongolei!

 

Ungefähr so weltentrennend wie dieser Absatz war nun der Wechsel von der Mongolei nach Vietnam gefühlt für uns.

 

Es war gut, dass wir in der Mongolei vielleicht schon eine Art asiatischen Vorgeschmack erhielten. Hanoi war, wenn man auf der Straße stand oft unfassbar für uns. Das Leben der Menschen hier, gestaltet sich in vielen Bereichen komplett anders als wir es kennen. Wer isst denn schon Hundefleisch mit einer nach Tierkadaver schmeckenden Krabbensauce? Und wo kommen die ganzen vielen Menschen her?

Es ist wieder warm, wir laufen in kurzen Sachen herum. Die Unterkunft hatten wir in Hanoi bei einem Mädchen für 5 Nächte gefunden. Das war für uns wieder der reinste Glücksfall. Die Straßen sind dicht mit Menschen und Mopedrollern gefüllt! Das ist unglaublich! Wenn an der Ampel eine Rotphase endet, rollt eine Lawine von Mopeds los. Man darf beim Überqueren der Straße keine Angst haben. Einfach rübergehen ohne großartig anzuhalten. Haben wir uns bei den Einheimischen abgeguckt – und es funktioniert. Wir werden mittlerweile täglich von Vietnamesen, aber auch manchmal schon Europäern gefragt ob wir Brüder oder gar Zwillinge seien? :mrgreen: In Hanoi wurden ca. 60 Fotos mit uns geschossen, manchmal konnten wir gar nicht mehr weiterlaufen, weil ständig neue Menschen hinzukamen und ein Foto mit uns machen wollten.

Wir sind jetzt genau 7 Tage in Vietnam und haben, essbegierig und neugierig wie wir sind, schon allerhand „Neues“ auf dem Speiseplan gehabt. Am ersten Tag aßen wir Puppen von Schmetterlingen. Im Geschmack ziemlich neutral, mehlig in der Konsistenz. Dann folgte Hund. Ja des Menschen bester Freund landete auf den Teller und schmeckte uns gut. Das Fleisch ist langfaserig und erinnert mich an Kaninchen. Serviert wurde das Hundfleisch mit einer, ich muss so ehrlich sein, absolut widerlichen, braunen nach Tierkadaver stinkenden Sauce die in mir den Urinstinkt des Ausspuckens wach rief. Auch Alex wurde mit dieser Sauce ebenso nicht fertig. Wahrscheinlich braucht man zehn Jahre um sich daran zu gewöhnen.

Eines Abends landete Hühnerfuß bzw. Bein auf unseren Teller. Der Anblick ist gewöhnungsbedürftig, wenn man in die gelbe Hühnerbeinhaut beißt und dabei noch die Krallen sieht. Gestern Abend, Alex schlief schon, wurde ich auf einem Spaziergang von Vietnamesen zum Essen eingeladen. Es gab Wachteleier. Schön und gut dachte ich mir, als ich diese sah, Eier mag ich. Doch befanden sich im Inneren schon halbfertige Kücken. So kullerte beim Abschälen schon einmal ein geformter Wachtelkopf heraus. Beim Kauen merkt man förmlich wie man die kleinen Knochen zermalmt. Das war ziemlich grenzwertig für mich.

In Hanoi aßen wir dann noch recht viele Schnecken, jeder bestimmt 80 Stück. Heute gab es beim Alex Muscheln, bei mir eine Art Krebstier.

Das wars auch schon. Augenblicklich sind wir in Ha Long Bay und fahren morgen per Schiff auf eine große Insel um dort zu radeln. Danach geht es gen Südvietnam.

Bis bald… .

Alex und Arne

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Hanoi Vietnam https://heiter-immer-weiter.de/2012/09/30/hanoi-vietnam/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/09/30/hanoi-vietnam/#comments Sun, 30 Sep 2012 10:22:32 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=2079 Uns geht’s gut.

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Der große See! Hell Yeah! – Teil III https://heiter-immer-weiter.de/2012/09/25/der-grosse-see-hell-yeah-teil-iii/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/09/25/der-grosse-see-hell-yeah-teil-iii/#comments Tue, 25 Sep 2012 05:48:37 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=1892 Weiterlesen →]]> Die Holzbrücke führt über einen Fluss, rechts davon stehen ein paar Yak-Kühe und grasen. Ein blaues Kilometerschild verrät uns den ersten Kilometer, mit dem jede Reise dieser Welt anfängt.

Es regnet zwar nicht, aber es ist grau und in der Ferne ein wenig diesig. Links und rechts beginnt gleich ein bis zum Norden des Sees ein geschlossener Lärchenwald. Bis auf wenige Kiefern, die man an einer Hand abzählen kann, sind es ausschließlich Lärchen. Als wir unsere Seetour beginnen haben die meisten Lärchen noch sattgrüne Nadeln, doch mit jedem Tag durch Zauberhand Natur, Verfärben sie sich ein wenig ins Gelbe, sodass die meisten Lärchen nach ca. 10 Tagen nahezu alle im gelben Nadelkleid vor uns stehen. Hat man denn sowas schonmal wahrhaftig mit ansehen dürfen?

Schon nach den ersten hundert Metern spühren wir die völlige Erbamungslosigkeit des Weges: Scharfer Schotterstein und grobes Flussbettgestein – je nachdem wo man sich befindet überwiegt die jeweilige Art. Manchmal kommen reine Sandpisten hinzu, feiner Zuckersand auf dem man nicht mehr fahren kann. Und wenn der Boden hart genug zum fahren und steinfrei ist, so sind es unzählige Schlaglöcher und Unebenheiten. Ich wäre überrascht, wenn ich in meinem Leben je eine schlechtere „Straße“ nochmals befahren würde.

Aber nein, ich will die Straße gar nicht schmähen oder verurteilen. Es ist ein wahres Glück, dass sie so schlecht passierbar ist. Sie wirkt so wie ein Sieb der unnötige Massentourismusströme abhält und dieser einmaligen Landschaft die nötige Ruhe vor dem Menschen garantiert. Nur so kann es hier so naturbelassen sein, wie es nun einmal ist.

Bereits die ersten Kilometer haben neben Schotterstein auch ein paar Hügelchen auf Lager. Aus den Hügelchen werden in den laufenden Tagen so manches Mal gewaltige Anstiege, auf denen man alleine unmöglich hochkam und ein Kamerad mithelfen musste, anzuschieben.

Eine große Yak-Herde zieht an uns vorüber, ein paar Tiere stehen auf der Wiese, ein paar tummeln sich zwischen den Lärchen, um zu grasen. Es ist lustig mit anzusehen, wenn man ein Rind wie ein Schwein grunzen hört.

Wir fahren in eine große Talsenke, wo eine Familie gerade damit beschäftigt war ihre Jurte abzubauen. Sebi und ich bleiben zunächst aus Entfernung stehen, sind dann aber doch neugierig und treten heran. Zwei mächtige Zugochsen stehen nebenan um den Karren auf dem die Jurte mit dem gesamten Familienbesitz verstaut wird, zu ziehen. Es sind zwei Frauen, ein Mann und zwei Kinder. Das hölzerne Dachgestell wird von einem Holzrad (einem Pferdekutschenrad ähnlich), welches sämtliche Dachgestänge aufnimmt, gehalten. In diesem Holzrad sind auch Scheiben und Platz für das Ofenrohr, welcher in der Mitte einer jeden Jurte steht,integriert. Das einzige Licht einer Jurte fällt also durch dieses Holzrad. Als es gilt dieses abzumontieren, schwer wie es ist, bittet man uns durch eine Geste mitzuhelfen, da bisher nur ein Mann anwesend war. Und so kam es, dass der Schweizer und ich beim Abbau einer Jurte mit anpackten, Alex war leider zu schnell unterwegs und wieder weit voraus. Ich wollte wissen, wohin sie weiterziehen würden und sie zeigten nach Nordosten: Wald, Wiese und Berge. Mehr sah ich nicht dort. Nimmerland.

Irgendwann kam dann ein Hügel der uns allen zum ersten Mal auf dieser Etappe das Leben schwer machte. Da Alexs und mein Rad nur hinten beladen ist, haben wir gerade bei solchen Steigungen ein Problem, dass wir keinen Griff mehr mit dem Vorderrad haben. Wir hätten wie ein Traktor vorne ein Gegengewicht gebraucht. Jedenfalls hat es mich bei diesem Hügel vom Rad geworfen, weil das Rad einfach sich nach hinten aufbäumte und ich nun schieben musste. Sebi der dies sah, versuchte erst gar nicht die kurze Strecke mit dieser Steigung zu erfahren sondern entschied sich einen flachen Umweg zu fahren. Oben angekommen, Alex wartet schon, entschließen wir uns den Weg zu verlassen uns hinüber zum Lärchenwald Richtung See zu fahren. Hier schlagen wir unser erstes Lager auf. Alex und ich schleppen Feuerholz, nicht zu wenig davon, heran. Sebi kocht. Es ist windig und ab und zu fliegt eine Wolke mit Nieselregen über uns herüber. Wir essen schließlich unter der Plane von Sebis Hängematte und haben uns sehr warm angezogen, da es bitterkalt war. Hiernach warfen wir alles Holz auf das Feuer und wärmten uns immer im Wechsel; einmal vorder, einmal hintere Körperpartie, am Feuer. Das war ein richtig schöner Scheiterhaufen, riesige Flammen.
Wir gehen zu Bett…doch ich kann nicht schlafen. Irgendetwas bekam mir nicht, außerdem friere ich, trotz Kaschmirhose, Mütze, Schal, Fließpulli und Handschuhe und liege so die halbe Nacht Wach. Alex und der Sébastien schlafen gemütlich, was ich an deren berliner und schweizer Schnarchkonzerten erhorche. Einmal schlummere auch ich ein, wache jedoch auf und dachte ernsthaft für einen Moment: Verdammt, da ist ein Bär vor unserem Zelt. Es war Sebi schnarchend in seiner Hängematte. :mrgreen: Solche bärenhaften Schnarchgeräusche ist eine Kunst für sich. Alex kann das nicht.

Schließlich muss ich raus um mich zu übergeben. Ich habe noch den ganzen folgenden Tag mit dem mir ekelhaften Wurstgeschmack zu kämpfen, mein Magen wollte einfach nicht diese fettige Wurst, die in den Spaghetti war, verdauen. Morgens habe ich nochmal zweimal spucken müssen, sodass Alex und Sebi vorschlagen einfach noch einen Tag hier am See zu verbringen. Ich habe nichts dagegen, da ich kaum Schlaf hatte und erschöpft bin. Wir packen unsere Sachen und fahren nur einen Kilometer weiter und sind nun direkt am Wasser. Ei……was war das schön hier. Unsere Zelte schlagen wir direkt an der Graskante auf die ca. 3 Meter steil zum Ufer abfällt. Der Lärchenwald geht direkt bis zum Ufer, sodass wir ringsherum Lärchen stehen haben. Das Wasser ist glasklar !!!

Am anderen Seeufer sehen wir faltige Berge und Felsen stehen, die ganz großen sind schneebedeckt. Es ist die reinste Poesie der Natur in der wir hier drinnen stecken. Eine unfassbare Komposition von Wald, Wasser, Ufer, Gestein, Himmel und Berge – alles intensiv konzentriert auf einem kleinen Raum, den man egal von welchem Punkte man als Betrachter steht, bestaunen kann. Mich zieht es an unten am Wasser zu einem langen Spaziergang, entlang des Steilufers hinaus in die Natur. Längst abgestorbenes Lärchenholz liegt hier am Strand, kalkweiß ist es. Die skurrilsten Holzformen egal ob zweig- oder baumgroß sehe ich hier. Und wann immer ich will, sehe ich links von mir die majestätischen Felsen drüben am anderen Ufer thronen, als wenn sie die letzten tausend Jahre nichts anderes machten. Ein Zufall dass ich ein paar Tage später, noch immer in dieser Landschaft, auf meinem eBook-Reader Goethes Faust I folgendes, passendes Zitat lese:

„Werd‘ ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
dann will ich gern zugrunde gehn!“

Ja – so schön ist es hier an diesem Grunde. Ich hoffe, dass den nächsten Generationen diese Welt erhalten bleibt.

Nach Stunden des Genießens, Sinnens und Fotografierens finde ich mich wieder bei den beiden Jungs ein, habe unterwegs einen Ziegenschädel gefunden, der ist diese Nacht unser Lagerschmuck. Die beiden haben derweil eine Menge Feuerholz gesammelt, Alex probiert seine Axt aus, die er sich eigens für diesen Seetripp kaufte und somit starten wir an diesem Abend eine Art Hexenverbrennung, so groß ward unser Feuer. Ganze Baumstämme werden verfeuert, alles Totholz. Es ist ein herrlicher Abend, eine herrliche frühe Nacht. Das Feuer wärmt uns, das Wetter war an diesem Tag sonnig und die Nacht blieb trocken.
Alex schlief die Nacht in der Hängematte von Sebi, Sebi in seinem Zelt und ich alleine in unserem Zelt. Die erste Zeltnacht in der ich alleine, ohne Alex im Zelt schlief. Sehnsucht nach meinem Alex…?! :mrgreen:

Dies war der Tag vom Anbeginn einer Schönwetterperiode, die uns über die gesamte Seestrecke zuteil wurde. Wir hatten die kommenden Tage stets Sonnenschein, dass die Nächte kalt waren, blieb jedoch nicht aus. Sobald die Sonne verschwand, musste man sich recht schnell umziehen, da es unangenehm kalt wurde. Morgens war unser Wasser in den Flaschen zu einem einzigen Eisklumpen gefroren.

Wir brechen auf, kommen an diesem Tag aber nicht weit. Sebis Hinterradfelge hat vorerst den Geist aufgegeben. Als wir in Khatgal vor ca. 40 km starteten, fand er eine Ausbeulung der Felgenflanke. Wir wollten die Fahrt trotzdem riskieren, jedoch riss die Felgenflanke an diesem besagten Tag ein. Scheiße, was nun? haben wir drei uns in diesem Augenblick gedacht, zudem stecken wir mitten in der Pampa fest. Eine eingerissene Felgenflanke ist nicht mit einem Speichenbruch zu vergleichen, mit dem man getrost 100 km noch weiterfahren kann. Das Hinterrad wurde ausgebaut und der Schaden begutachtet, ein gut 5 cm langer Riss und die Ausbeulung. Der nächste Schritt wäre eine Vergrößerung des Risses und der Beule bis schließlich gar nichts mehr ginge. Wir mitten am Anfang unserer herrlichen Seetour.

Alex und ich hatten beide jeweils eine andere Idee der möglichen improvisierten Reparatur. Beide Ideen wurden mit dem Material was wir zur Hand hatten verwirklicht. Das Ende vom Lied: Sebi konnte mit der so reparierten Felge noch gut 170 km Rad durch widrigstes Gelände fahren. Deutsche Wertarbeit :mrgreen: !

Es wurde nun schon so spät, dass die Sonne kurz vor dem Untergehn war – Kälte war im Anmarsch. Wir fuhren noch ca. 7 km und fanden auf einer großen Wiese zwei Jurten stehen. Ein Mann fuhr gerade mit einem Motorrad von einer los hielt neben uns an, Sebi fragte (mit der Intention von uns allen, dass wir eingeladen werden) ob wir Tee haben könnten und der Mann nickte freundlich, zeigte zur rechten Jurte und bedeutete uns, wir mögen nur hingehen. Zwei Frauen, eine junge eine ältere und ein 2 jähriges Mädchen waren dort. Nebenan ein paar Kühe, zwei Pferde. Die Oma kam gerade vom Melken heran. Man öffnete uns die Tür zur Jurte – bloß nicht auf die Türschwelle treten, das verstößt gegen mongolische Sitte ! Man muss den Kopf einziehen, so niedrig die Tür. In der Mitte steht der Ofen gut beheizt, wir wärmen uns daran und nehmen auf der linken Seite, wie es ebenso Sitte ist, Platz. Der Tee schmeckt und wärmt, man reicht uns eine Schale mit dem harten getrockneten Käse und selbst gebackenem Brot.

Gesprochen wird wenig. Wie denn auch? Aber freundlich genickt und gelächelt wird viel. Das kleine Mädchen ist total verstört von uns fremden Gestalten die so anders aussehen als Oma, Mama und Papa und starrt uns mit offenen Mund an, vergisst dabei sein Breich aus der kleinen Schüssel zu löffeln. Man fragt uns schließlich, ob wir in dieser Jurte mit der Oma schlafen wollen?
Natürlich. Liebend gerne sogar!

Die Eltern und Kind gehen in die Nachbarjurte, wir breiten unsere Schlafsäcke auf dem Boden der Jurte aus, nur ein Teppich liegt über dem Naturboden. Der Ofen macht alles schön warm – eine trügerische Wärme, denn nach gut einer Stunde erlischt dieser und ich friere, da ich wegen der anfänglichen Wärme meine warmen Schlafsachen weggelassen habe. Man macht nur einmal so einen Fehler.

Eine sonderbare Atmosphäre herrscht beim Einschlafen. Das Ofenlicht entsendet gelben, flackernden Feuerschein gegen die Jurtendecke. Die Oma liegt auf ihrem Bettgestell, wir auf dem Boden gleich 1,5 Meter neben ihr. Alles so still, jeder hält sich an die Stille, keiner spricht mehr, nur das Feuer knistert und alsdann zu erlöschen.

Dieser gesamte Augenblick war schon ein wenig unwirklich, wenn man als Student aus Europa, aus einer anderen Welt, wo die Leute heutzutage vor dem Plasmafernseher auf ihrer Ledercouch von Ikea einschlafen, nun in einer Jurte liegt, wo draußen absolute Dunkelheit herrscht, weil Neumond ist und nur das zahllose einzelne Glitzern der Sterne den pechschwarzen Nachthimmel zum Leuchten bringt. Ein Nachthimmel auf dem die Milchstraße wie breite glimmende Watte hinüberzieht.
Ein schöner Wahnsinn.

Am nächsten Morgen kriegen wir nochmals Tee, essen jedoch unser letzten verbliebenen Kanten Brot, wir wollen den Leuten hier nicht alles wegfressen. Ja unser Brot ging zur Neige. An den folgenden Tagen haben wir zum ersten Mal in unserem Leben den wahren Wert eines Stücks Brot erkannt ! Klingt übertrieben, ist aber so.

Der Tag war sehr anstrengend, die Natur dafür unbeschreiblich schön. Die Lärchen sind ein wenig gelber geworden. Wir gelangen zu einem Berg, den wir weite Teile hochschieben müssen, da es viel zu steil und die Straße viel zu schlecht ist. Alex, der jetzt einen großen Gepäcksack vom Sebi auf seinem Fahrrad trägt um die Felge zu entlasten, braucht teilweise die Hilfe von Sebi um sein Rad überhaupt hochschieben zu können. Gegen Abend fährt ein Jeep an mir vorbei, ich bitte darum anzuhalten, bin total ausgepowert und frage die Insassen, ob sie nicht ein wenig Brot für uns haben. Dankenswerterweise überreicht man mir eine Tüte mit einem halben Laib Brot ! Wir warten auf Sebi, der nun langsamer fahren muss (wegen der seiner fragilen Felge) und radeln den letzten großen Berg an diesem Tage hoch. Die Sonne verschwand hinter den Bergen und es wurde wieder enorm kalt. Die Kälte kriecht förmlich in die Finger- und Zehenknochen, sodass diese beginnen zu schmerzen.

Hinter dem Berg kommt nach kurzer Strecke wieder eine Art Tal wo wieder eine Jurte steht. Erneut versuchen wir unser Glück – und wir haben Glück. Man lädt uns ein. Wir kriegen Tee und warme Suppe zum Essen. Eltern und ein junges, wieder ca. 2 jähriges Mädchen leben in dieser Jurte. Ein Freund kommt mit Motorrad zu Besuch. Er dreht sich seine Zigaretten mit Zeitungspapier. Man fragt uns ob wir Paracetamol hätten und geben daraufhin ein paar Tabletten von unserer Reiseapotheke ab. Ich hole meine Pferdehandpuppe heraus und verzücke das kleine Mädchen. Irgendwann versucht sie mit einem Stock die Handpuppe zu füttern und sagt dabei immer „Attooo“ was Pferd heißt, hat aber stets ein bisschen Angst dabei und läuft manches Mal zur Mutter, um sich zu verstecken. Wir zeigen ein paar Fotografien von unserer Reise. Die Leute sind erstaunt und freuen sich, als wir ihnen ein paar Fotos schenken. Eine Fotografie von mir und Alex, als wir auf der Krim im Safaripark im Löwengehege waren, kriegt einen Ehrenplatz neben dem Altar der Jurte.

Wir schlafen wieder auf dem Boden neben dem Ofen auf der linken Jurtenseite. Vater,Mutter und Tochter schlafen auf einer Schlafpritsche. Es ist ähnlich wie am Abend zuvor, sobald wir uns schlafen legen, ist alles still.

Morgens, die Frau ist unlängst wach und melkt die Kühe, der Vater liegt mit der Tochter noch im Bett (interessante Arbeitseinteilung), stehen auch wir auf und packen unsere Sachen. Es müsste gegen 8 Uhr sein und es ist immer noch kalt draußen, Reif bedeckt den Boden, das Wasser ist gefroren. Später fährt die Frau eine Runde mit meinem Rad um die Jurte herum und treibt dabei die Kühe vor sich her – sie ist völlig aus dem Häuschen dabei und kommt strahlend zurück.

Zum Mittag machen wir Rast auf einem Berg, den es zuvor zu erklimmen galt – super anstrengend ! Die Sonne scheint. Unsere letzten Nudeln, unser letzter Reis verschwindet im Kochtopf und macht uns satt. Plötzlich erscheint eine riesige Ziegen- und Schafherde, eine Reiterin treibt sie den Berg herunter. Später kommt eine Rinderherde aus Yaks bestehend vorüber, mit im Schlepptau zwei Karren, eine Jurte zieht quasi um. Im Laufe des Tages holen wir unser Trinkwasser von einem der kleinen Flüsse und filtern es mit einem Wasserfilter vom Sebi. Später tranken wir das Wasser einfach so, sauber wie es war.

Wir erreichen am späten Abend „Chank“ dem Dorf im Norden des Sees und sind glücklich unsere Vorräte wieder auffüllen zu können, da wir kein Proviant mehr hatten. Ich fahre voraus, Alex wartet auf Sebi, den wir schon seit langem nicht mehr gesehen haben. Im Dorf finde ich ein noch geöffneten Laden und kaufe Essen ein. Ich unterhalte mich mit dem Magazinbesitzer auf Russisch und frage ihn, ob es möglich sei, die Westseite mit dem Fahrrad zu passieren. Er fragt zwei Anwesende und ruft noch jemanden an und meint dann klipp und klar, dass es absolut nicht möglich sei. Er bietet mir an, dass wir auf seinem Grundstück schlafen könnten. Später kommen Alex und Sebi hinzu. Wir werden von ihm eingeladen und erhalten auf seinem Dachboden einen Platz zum Schlafen. Wir kriegen Käse, Brot und Tee.

Okay. Wir fliegen in ein paar Stunden los. Nachtrag erfolgt sicherlich. Somit herzliche Grüße an unsere Familien, Freunde und Mitlesern.

 

Falls ihr auch etwas von der Faszination dieses Landes und seiner Kultur zu Hause erleben und bewohnen wollt, könnt ihr bei Froit euch eine gemütliche Jurte für den Garten oder für unterwegs kaufen 🙂 www.euro-yurts.com

Alex und Arne

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Reise zum großen See – Teil II https://heiter-immer-weiter.de/2012/09/23/reise-zum-grossen-see/ https://heiter-immer-weiter.de/2012/09/23/reise-zum-grossen-see/#comments Sun, 23 Sep 2012 14:02:36 +0000 https://heiter-immer-weiter.de/?p=1766 Weiterlesen →]]> Wir satteln unsere Räder und treten in die Pedalen. Bei wolkenlosem Himmel durchfahren wir auf einer Asphaltstraße das mongolische Land. Getreidefelder stehen am Wegesrand, bald wird geerntet, nahezu ein jeder der uns entgegenkommenden Autofahrer begrüßt uns durch Huperei und Winken. Nach einem größeren Berg dürfen wir erneut eine lange Abfahrt genießen. Wieder ist es eine Abfahrt, wo das Herz so leicht schlägt und man mit einem Gefühl der Freiheit überfüllt ist. Rechts eine unendliche Weite, gleich nebenan ein Bergpaket, die Sonne steht bereits etwas tiefer am späten Nachmittag und in der Ferne eine Staubwolke die von einem Jeep hochgewirbelt wird.

Ich mache Halt, steige vom Rad, gehe auf die Wiese und halte inne, wenig später treffe ich den Schweizer weiter unten auf der Straße, einander ein Blick in unsere Gesichter macht jedes gesprochene Wort überflüssig: der Moment ist einfach geil!

Das Tal in dem wir eintreffen beherbergt auf frischem Wiesengrund, ein Fluss schlängelt sich hier nämlich durch, ein paar Jurten und umherstreifende Viehherden. Am Straßenrand ganz verlassen auf einsamer Flur ein Magazin, wir kaufen dort unser Abendbrot ein und treffen dabei den Polen Thomas. Thomas ist mit seinem Rucksack seit zwei Monaten in der Mongolei unterwegs. Wir kommen vor dem Magazin schnell in ein gutes Gespräch, trinken dabei ein Bier und beschließen, da die Sonne untergeht, gemeinsam die Nacht zu verbringen.

Thomas ist zu Fuß unterwegs, also schlagen wir, der Schweizer, der Mecklenburger, der Berliner und der Pole unweit des Magazins im Wiesengrund, gleich neben dem Schlängelfluss, unsere drei Zelte auf. Da wir uns in einer so gesehen großen Senke befinden, wird es schnell kühl – Feuerholz muss heran. Aber hier gibt es nur Wiese… .

Aber nein, kann man aus getrocknetem Kuh- und Pferdedung nicht auch ein Feuerchen zünden? Also werden die nun anstehenden Aufgaben verteilt; nach dem Zeltaufbau kümmern sich Alex und Sébastien um das Abendbrot, Thomas und ich gehen mit zwei Plastiktüten bewaffnet auf Kuhmistsuche.

Und wie wir so die Wiese ablaufen und uns über jeden gefundenen Fladen freuen, rutscht Thomas es irgendwann so raus „…well….I don’t believe in this shit“, pickt gefühlt den letzten tellergroßen Fladen auf und verschwindet. An unserer Feuerstelle angelangt können wir immerhin zwei Einkaufsbeutel ausleeren. Ich mach mich mit Thomas daran den Dung zum Brennen zu bringen….und siehe da: Es brennt. Es brennt zwar nicht wie ein normales Holzfeuer, aber es ist eine beständige Glut da, große Flammen fehlen, der Rauch dick, schwer und stinkt.

Wir reden bis spät in die Nacht, Gesprächsstoff ist genug vorhanden, wärmen unsere Hände am Fladenfeuer, bis der letzte Dungteller verbrannt ist. Morgens läuft eine Kuhherde am Zelteingang vorbei und während wir unsere Sachen zusammenräumen, gesellt sich ein alter Mann zu uns, kniet vor sich hin und beobachtet uns stillschweigend. Er sitzt fast regungslos eine Stunde an seinem Platz und macht nichts außer zu gucken. Wenn jede Falte in seinem Gesicht für ein Lebensjahr stände, so wäre er gut 150 Jahre alt.

Wir drei fahren gen Süden, der Thomas muss gen Norden weiter. Wieder mal einer der unzähligen Abschiede von einem Menschen auf dieser Reise, wo man sich denkt, schade drum, dass man nur so wenig Zeit miteinander hatte. Die Option sich in diesem Leben einst wiederzusehen, ist auf jeden Fall gegeben – das nächste Mal aber mit richtigem Feuerholz!

An diesem Tage erreichen wir ‚Dachan‘, die drittgrößte Stadt in der Mongolei. Auf gerader Straße und karger Steppenlandschaft führt uns der Weg dorthin. Mir wurde in Novosibirsk von einem Mädchen eine Pferdehandpuppe geschenkt und ich mache es mir zum Spaß mir die entgegenkommenden Autofahrer damit zu begrüßen – kam gut an. Eine Kamelherde steht neben der Straße, der Schweizer und ich halten an und bestaunen die Tiere. Kamele sind mir etwas suspekt, ihr Blick ist so nichtssagend leer.
Kamelleere.
Aber wenn sie etwas kauen, strahlen sie eine bestimmte Gelassenheit aus, als wenn sie über alle Dinge der Welt stehen würden und absolut sorgenfrei wären. Jedenfalls versuchen wir die Tier zu berühren, man kommt auf gut zwei Meter ran und dann machen sie einen Satz nach vorne oder laufen weg.

Kurz vor der Stadt Dachan wartet Alex mit einem Keks im Mund auf uns. Auch wir haben Hunger, also verputzen wir erstmal eine große Tüte Kekse. Gleich nebenan ist ein Schrotthändler. Wir benötigen ein kleines Rohr für eine gebrochene Zeltstange, zudem würde Sebi gerne ein Blech als Windschutz für seinen Benzinkocher haben. Beides erhalten wir dort zum Nulltarif. Der Schrotthändler schickt zudem seine beiden Söhne uns etwas zum Essen anzubieten. An dieser Stelle machen wir zum ersten Mal die Bekanntschaft mit dem ultraharten mongolischen Hüttenkäse ! Steinhart das Zeug ! Kauen aussichtslos, will man sich nicht die Schneidezähne wegknacken. Das ist ungelogen so harter Käse, dass man größere Stücke als Wurfgeschoss benutzen könnte: „Hände hoch, ich habe mongolischen Käse in der Hand!“ Es gelingt einem zwar, wenn man lang genug mit den Zähnen daran nagt, ein bisschen Käsestaub abzuschaben, aber Kauen und Beißen bleiben völlig ausgeschlossen (eher eine Art Käselutscher) und dabei schmeckt es so lecker.

In Dachan erledigen wir ein paar Einkäufe, besorgen uns mongolische SIM-Karten und treffen beim Essengehen in einer Art Kantine die zwei Schweizer David und Sami. Die beiden Jungs sind auf großer Reise mit ihrem Jeep unterwegs, 11 Monate werden sie den Erdball bereisen. Und da wir wissen, dass die besten Gespräche abends stattfinden, beschließen wir, dass wir uns außerhalb der Stadt treffen, um gemeinsam zu campieren und gemeinsam in Alexs Geburtstag hineinzufeiern, denn heute ist der 03.09.2012.

Sie stehen auf einem Hügel mit ihrem Jeep, Kartoffeln sind geschält und Bier steht auf dem Campingtisch. Die Gegend erinnert uns an eine afrikanische Savanne. Ein Pferd läuft frei herum. Alles in allem sind nur wir hier und haben Blick auf die „Skyline“ von Dachan, welches 15 km vor uns liegt. Wir drei bauen unsere Zelte auf, kochen gemeinsam und haben einen tollen Abend, auf dem mehr Schweizer denn Hochdeutsch gesprochen wird. Punkt 0 Uhr kriegt Alex eine dicke, fette, pankreasfeindliche Geburtstagstorte geschenkt. Das hätte sich Alex vor einem Jahr bestimmt nicht erträumen lassen, dass er 2012 seinen 24’ten Geburtstag mit drei Schweizern und mir in der Mongolei feiern wird. Es wird so kalt draußen, dass ich mir ja wirklich alles anziehe was ich mithabe und keiner mehr Bier trinken möchte.

Am nächsten Morgen ist es ein Hund der aus dem Nichts kam und uns stille Gesellschaft leistet. Die Sonne brennt ganz schön an diesem Tag und auch der Hund bevorzugt es, nur im Schatten des Jeeps zu hocken. Wir frühstücken, verputzen die letzten Tortenstücke. Danach mache ich mich an mein Hinterrad zu schaffen. Der Leerlauf des Rücktritts ist hinüber und die Achse hat Spiel, Außerdem finden wir auch bei mir einen Riss in der Narbe. Zum Glück habe ich eine Ersatznarbe dabei, damals gekauft in Volgograd und die 7000 km also nicht umsonst mitgeschleppt.

Da der Tag gerade anfängt, beschließen wir noch ein wenig zu fahren und den Hinterradnarbenaustausch abends zu erledigen. Ganz geheuer ist mir dieses Unterfangen nicht, weil keiner von uns je ein Rad komplett neu eingespeicht hat. Einen Zentrierständer haben wir zudem auch nicht dabei. Eine andere Wahl gibt es aber nicht. Mit einem kaputten Rücktritt kann man kein Fahrrad fahren, da sobald man aufhört zu treten, die Kette schlaff herunterhängt und sich nicht strafft – absolute Unfallgefahr. Die beiden Schweizer fahren nach Ulan Batar weiter, wir müssen uns aber noch in diesem Leben wiedersehen, da ich eine Wette verloren habe. Ich muss dem David irgendwann mal eine Gondelfahrt in der Schweiz spendieren, denn leider ist der Baikalsee flächenmäßig viel, viel kleiner als der Viktoriasee.

Ich verbrenne mir an diesem Tag meine Nase und Arme, kriege Tage danach richtig viele Brandblasen – die Sonne ist kräftig. Irgendwo in der Pampa schlagen wir unsere Zelte auf einem Hügel auf und machen uns daran zu schaffen mein Hinterrad neu einzuspeichen. Das Ausspeichen ist schnell getan, jedoch beim Einsetzen der neuen Speichen kriegen wir nach drei Stunden eine Krise. Irgendwo steckt der Wurm drinnen, einige Speichen sind beim Anziehen immer noch zu locker, doch finden den Fehler vorerst nicht. In dem Fahrradreperaturbuch, welches ich mithabe, steht irgendwo geschrieben „…und kommen Sie beim Einspeichen nicht weiter, Rad in die Ecke stellen und am nächsten Tag weitermachen.“. Genau das taten wir auch und machten uns noch einen schönen Abend, denn der Alex hatte ja immer noch Geburtstag. Wir aßen und saßen dann vor unseren Zelten und genaßen die Einsamkeit bei guter Musik. Eine riesige Nebelwolke hüllte den Berg vor uns ein, als säße man vor einem riesigen grauen Meer – fantastisch!

Am nächsten Morgen stehen wir extra früher auf. Alex ist es schließlich zu verdanken, dass die Narbe nach weiteren Stunden endgültig richtig eingespeicht wurde – er hatte das System verstanden und den Fehler eines falschen Speichenverlaufes entdeckt. Danach zog ich noch für gut eine Stunde die Speichen an und beseitigte alle groben Höhen- und Seitenschläge und siehe da; bis dato fährt sich alles tadellos!

Heiter,immer,weiter… .

Die Landschaft ist immer noch baumlos, die Sonne immer noch intensiv. Ich muss mein Gesicht komplett mit einem weißen Tuch verbinden, da wir keine Sonnencreme haben. Schöne Fotografien entstehen an diesem Tag. Vor allem dem Sébastien ist es zu verdanken, dass von Alex und mir wunderbare Aufnahmen aus der Mongolei existieren! Danke dir Sebi!

Als wir abends an einem Bergkamm zelten, können wir es kaum fassen, dass es Mücken sind, die hier herumschwirren. Wir dachten deren Zeit wäre längst gekommen… ! Die Biester nerven ganz schön und es sind wieder einmal die winzig kleinen Stechfliegen dabei. Jeder von uns schleppt an diesem Abend und kommenden Morgen seine eigene persoenliche Stechwolke mit sich, die einem auf Schritt und Tritt nachfliegt. Fluchworte schallen durch die Luft! Ein Mongole reitet am Abend über die weite Ebene und treibt eine Pferdeherde ein. Morgens kommt von dem Berg eine Frau mit einem Karren und zwei Kanistern, um Wasser vom Fluss zu holen. Sie müht sich beim Hochschleppen ganz schön ab.

Wir erreichen an diesem Tage Erdenet, die zweitgrößte Stadt der Mongolei. Erdenet entspricht nicht gerade unserem Städtegeschmack, ist hektisch und lädt nicht zum Langebleiben ein. Jedoch müssen wir uns hier warme Klamotten besorgen, vor allem ich, der mit seinem Schlafsack einfach mal den schwarzen Peter gekauft hat. Durch unsere Besorgungen wird es auch schon Abend und wir stecken immer noch in der Stadt fest. Also beschließen wir zu dem Pizzarestaurant zu fahren, wo wir am Nachmittag ein Stück Pizza aßen. Der Besitzer Marco war ja sehr nett, kommt aus Rom und hat eine mongolische Frau. Ein bisschen verdutzt war er schon, als wir ihn abends fragten, ob er uns bei einer Unterkunft helfen könnte. Doch Sébastien fing auf einmal an Italienisch mit ihm zu sprechen und zu verhandeln. Alex und ich ganz verdutzt darüber. Schließlich gaben wir Marco als Vertrauenserweis, dass wir ihm nicht die Bude abfackeln werden, unsere Pässe und durften in seinem Restaurant auf dem Boden schlafen.

Hier schmieden wir die Pläne für die kommenden Tage. Wir würden gerne auf Sebis Vorschlag hin, zum zweitgrößten Süßwassersee der Mongolei fahren, dem Choewsgoel Nuur. Um genug Zeit am See mit seiner atemberaubenden Natur zu haben, beschließen wir am kommenden Tag einen Transport für die gut 450 km bis dorthin zu finden.

Wir finden uns am Stadtrand mit unseren Rädern am nächsten Tag auf einem LKW- und Bushalteplatz ein. Wir sprechen einen Mongolen an, erklären ihm wo wir hinwollen und eh wir uns versehen, stehen vier, fünf weitere Mongolen um uns herum. Er könnte uns mitnehmen und zeigt auf seinen LKW. Der Mongole heißt „Seia“. Wir ahnten nicht, dass uns 20 Stunden verrückte LKW-Fahrt auf einer dunklen, quietschenden und vor allem unkonfortabelen Ladefläche bevorstehen würden ! Nachdem wir den Preis ausgehandelt haben, hieven wir Räder und Gepäck auf die Ladefläche. (Ich müsste noch einmal einen Text von 2000 Wörtern schreiben, um diese Teufelsfahrt detailgetreu wiederzugeben.)

Der LKW ist mit vielen Kartons und drei großen Teppichrollen beladen, wir müssen uns erst Platz machen um selber sitzen zu können. Nachdem Räder und Gepäck drinnen sind, steigen wir ein, die Ladefläche wird geschlossen, es ist dunkel, nur ein paar Lichtstrahlen dringen durch die paar Schlitze der Abdeckung. Wir fahren los. Nach 10 Minuten kurzer Halt an einem Magazin. Irgendwie aus einer Art Vorahnung heraus(es war die richtige Entscheidung), kaufen wir uns Bier und eine kleine Flasche Vodka, um uns so die Fahrt erträglich zu machen. Seia und sein Beifahrer fragen uns, ob wir nicht nach vorne in die Fahrerkabine kommen wollen, es passen aber nur zwei Leute hinein. Sébastien störte sich nicht daran, für eine Weile alleine hinten drinnen zu sitzen, also stiegen Alex und ich nach vorne zu Seia und Fahrer ein. Seia war zu diesem Augenblick nur der mittrinkende Beifahrer. Zum Anstoßen hat er uns zwei mongolische Wörter beigebracht. Ein jedes Mal wenn wir diese sagten und man wollte dass wir diese voller Inbrunst schreien, krümmten sich beide vor lauter Lachen. Und sie haben sich nicht nur einmal darüber gekrümmt, nein sie taten es immerzu. Diese Menschen konnten wirklich 20 Stunden darüber lachen, wie wir als Deutsche diese beiden Wörter sagten. Eine kurze Ansage von uns und wir hätten sie ausrauben können, so sehr lachten sie. Viele Tage später erfuhren wir den Inhalt der beiden Worte… war etwas Schmutziges wie man sagen würde.

Nach gut einer Stunde der Mitfahrt in der Kabine, stiegen wir zurück zum Sebi. Ihm ging es auch gut, zwei Bier waren die seinen. Und so holperten wir die 400 km die Straße entlang, welche keine wirkliche Straße war, sondern nach 50 km sich in eine Piste ohne Asphalt inmitten durch Niemandsland verwandelte. Wir machten irgendwann halt mitten im Nirgendwo. Das war eine mongolische LKW-Raststätte, noch 2 andere LKWs standen hier und eine Jurte als Verpflegungshütte. Hier saß eine dicke Frau im künstlichen Leopardenkleid hinter dem Ofen und schenkte den Gästen ein. Wir treten ein: Unser erstes Mal in einer mongolischen Jurte.

Seia bat uns Eirak an. Vergorene Stutenmilch. Geschmacklich einmalig und mit Nichts zu vergleichen. Für mich schmeckt es wie kaltes Pilzwasser gemischt mit Kefirmilch. Uns hat es geschmeckt. Wir hörten ja, dass man beim Erstgenuss desselben etwas Vorsicht walten lassen soll, da viele Menschen danach akuten Durchfall bekämen, aber das war uns in diesem Augenblick irgendwie egal und jeder trank seine 0,75 Liter davon. Verdauungsprobleme bekamen wir keine, aber zu Kopfe stieg es schnell.
Zurück in den Laster und weiter ging es…am Abend irgendwo halt – Toilettenpause. Sébastien und ich haben jeweils einmal mit Seia dem Mongolen auf dem Sandweg gerungen, wir haben beide verloren, Seia war einfach viel stärker. Insgesamt sind wir zwei LKWs die nach Moeroen der größeren Stadt südlich des Sees fahren. Also sind wir bei jedem Stopp wir drei Radler, sowie die insgesamt vier Fahrer und Beifahrer der beiden LKWs. Überall wo wir hinkamen traten wir stets als fahrende Gemeinschaft auf, was sehr witzig war, als wir nachts irgendwo in der Pampa einen Halt zum Essen einlegten. Ja….es wurde Abend, dunkel und schließlich Nacht. Gegen 2 Uhr haben wir versucht uns schlafen zu legen, was de facto nicht möglich war, Alex und Sebi lagen leicht über mir auf jeweils einer großen Teppichrolle. Ich befand mich gleich am Ladeflächeneingang, wo die kalte und staubige Zugluft mich ordentlich durchfror. Außerdem hatte ich keinen Teppich unter mir sondern einen Karton unter meinen Beinen und einen gusseisernen Ofen im Kreuz. Am nächsten Morgen hatte ich eine riesige Schürfwunde plus horrende Rückenschmerzen, dank der Schläge vom Ofen.

Durch die Schlaglöcher auf der schlechten Piste hoben wir so manches Mal 30 cm ab und ein „AUAAAAH !“ oder „AU !“ hallte von uns dreien durch die Ladefläche. Dazu kam das unentwegte fiese metallische Quietschen und Klappern des LKWs und seiner Ladung, welche uns ebenso die Möglichkeit nahmen in einen tiefen Schlaf zu fallen. Man, was wurden wir durchgeschüttelt !
Wir waren heidenfroh als der LKW am Vormittag gegen 11 Uhr in der Stadt eintraf. Ende der Tortur. Erst dort bemerkte ich meine Wunde am Rücken und den ganzen Schmerz der mir durch Lendenbereich und Kreuzbein zog.

Räder abgeladen und bepackt – noch einmal das schlimme Wort, den mutmaßlichen Trinkspruch auf Bitte aufgesagt, noch einmal haben alle Fahrer wie verrückt darüber gelacht – und wir machen uns davon. Um zu den See noch heute zu gelangen, müssen wir erneut eine Fahrgelegenheit für die 100 Restkilometer finden. Wir finden eine Art Minibusabfahrplatz, handeln einen Preis aus und haben noch gut drei Stunden bis zur Abfahrt Zeit um sich diese unwirkliche Stadt anzugucken. Menschen, viele darunter in mongolischer farbenfroher Tracht, drängen sich durch die engen Händlergassen und Marktstände. Nur mit Mühe schaffen wir es unsere Räder hindurch zuschieben.

Neben einheimischen Produkten findet man viele chinesische Ramschware. Hier kauft sich nun endlich auch Alex seinen passenden Cowboyhut, Sébastien und ich taten dies bereits beim Winterklamotteneinkauf in Erdenet (Stadt wo wir im Pizzarestaurant schliefen). Nun da unsere Häupter die rechte Zierde haben, kann es endlich losgehen. Natur pur, die Wildnis wartet auf uns. Wir steigen in den Bus und fahren zu einer kleinern Ortschaft, 100 km weiter direkt am See gelegen. Der Ort heißt „Khatgal“ – spricht sich aber wie ein schlimmes „Chchratgal“ aus. Wir haben mit der Aussprache der mongolischen Sprache die allergrößten Schwierigkeiten. Eine Sprache die nur aus „Chrrr-, Xchr-, Cha-Lauten“ zu bestehen scheint. Selbst heute kann ich nicht korrekt „Danke“ auf Mongolisch sagen. Dagegen war Russisch kinderleicht.

Eine Frau die gut Englisch spricht sitzt auch in dem Bus. Wir unterhalten uns die gesamte Fahrt über mit ihr. Schließlich lädt sie uns zu sich und ihren Eltern ein, denn es wurde bereits dunkel als wir Khatgal erreichen. Wir werden in das Haus zunächst zum Essen und Teetrinken eingeladen. Mongolischer Tee: Schwarztee mit frischer Kuhmilch und Salz – klingt ungewöhnlich, schmeckt aber ausgezeichnet!

Wir kriegen eine vegetarische Suppe zum Essen. Sie und ihre beiden Eltern sind Vegetarier, was uns als die Ausnahme zu sein scheint, da man sonst in jedem Gericht was wir bisher aßen, das überaus geschmacklich starke Schafsfleisch mit bei hatten. Mongolisches Essen ist fettig und fleischreich, Salatbeilagen gibt es nicht. Zudem läuft hier im Hause der Eltern noch deren kleine fast 3-jährige Enkelin herum. Ein süßes kleines mongolisches Kind, was immer zum Opa läuft und auf den Arm will und wenn es das nicht schafft, sich zumindest an seinem Hosenbein festhält. Wir schauen den alten Leuten noch beim Kühemelken zu, es sind zwei Yaks dabei.

Yaks sind überaus zottelige Rindviecher, grunzen wie Schweine und können ohne Mühe und Not Temperaturen von -20 Grad aushalten. Wir begegnen auf unserer Fahrt am See noch hunderten von Yaks.

Das Haus ist nur im Erdgeschoss bewohnt und besteht aus einem großen Raum in der nur der zentral liegende mit Holz befeuerte Herd, kniehoch, als Trennwand für die einzelnen Lebensbereiche, Küche, Stube und Schlafraum dient. Nach dem Essen, es fängt heftig an zu regnen fahren Opa und Enkeltochter nochmal eine Runde Motorrad. Die kleine sieht in ihrem dicken Regenanorak richtig niedlich aus und ist total großvaterfixiert, bei ihm fühlt sie sich sicher. Später erzählt oder warnt besser gesagt, der Opa uns vor Wölfen und Bären rund um den See mit seinen dichten Lärchenwäldern. Er selber hat früher so einige Wölfe geschossen. Wölfe fallen einen an und beißen, der Bär verpasst dem Menschen erst einem Eine mit seiner Pranke, wonach man auch gleich zu Boden geht.

Wir dürfen in der Wohnstube schlafen, gleich nebenan keine zwei Meter ohne richtigte Trennwand schlafen die Eltern, die Frau und Enkeltochter. Diese, ich nenne es einmal intime Lebensenge, ist hier in der Mongolei etwas ganz Normales. Auch von Russland her waren wir es gewohnt, dass man auf engsten Wohnbereich zusammen wohnt. Etwas für uns Deutsche sehr ungewöhnliches.

Wir drei sind total erledigt von unserem LKW-Ritt und gehen bereits kurz nach 22 Uhr tief und fest schlafen. Frühstück; selbstgemachtes Brot und hausgemachter Joghurt gibt es am nächsten Tag. Die kleine läuft in einer blauen Tracht mit orangem Stoffgürtel herum, welches mit einem Wildscheinhauer zugeschnürt wird. Wir informieren uns nochmals über die Piste. Es stehen uns bis zur Nordseite des Sees gut 170 km bevor, wofür man als Autofahrer rund einen Tag braeuchte. Die Westseite des Sees sei wohl unpassierbar, auch wenn in der Karte eine Linie als Weg eingezeichnet ist. Die Ostseite auf der wir entlangfuhren, ist für einen normalen PKW ebenso unpassierbar, man braucht ein Motorrad oder einen Jeep – das können wir bestätigen!

In Khatgal kaufen wir Lebensmittel für ca. drei bis vier Tage ein, die nächste Einkaufsmöglichkeit liegt 170 km entfernt.
Ausgerüstet mit drei Laibern Brot, Nudeln, Reis und Schokolade brechen wir auf. Gleich am Ortsausgang befindet sich eine Holzbrücke und einer der schönsten (wenn nicht sogar der schönste) Teil unserer gesamten Radtour beginnt… .

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